Barrierefreie Appentwicklung

Seit 1. September 2016 steht im Gleichstellungsgesetz für behinderte Menschen, dass Öffentliche Stellen des Bundes Apps barrierefrei gestalten müssen. In diesem Artikel gibt es einen Überblick über dieses Thema.

Größe der Zielgruppe
In Deutschland leben 10 Millionen Menschen mit Behinderungen und 17 Millionen Senioren. Beide Personengruppen können körperliche Einschränkungen haben, die zur Folge haben, dass sie Probleme haben eine App zu bedienen. Somit ist die Zielgruppe 17 Millionen Menschen groß.

Barrierefreie Appentwicklung – Definition
Barrierefreie Appentwicklung bedeutet, dass eine App so entwickelt wird, dass sie von allen Menschen, auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Menschen mit Behinderungen, genutzt und bedient werden kann.

Mit welchen Programmiersprachen kann eine App barrierefrei entwickelt werden
Folgende Möglichkeiten gibt es eine App barrierefrei zu entwickeln:

  • Programmiersprache Java, Entwicklungsumgebung Android Studio
  • Programmiersprache Swift, Entwicklungsumgebung Xcode
  • Microsoft Dotnet(C#), Entwicklungsumgebung Visual Studio
  • Websprachen: HTML, CSS und Javascript, Entwicklungsumgebung Visual Studio Code

Eine Erklärung zu den Websprachen. Das Weltunternehmen Google hat die progressive Webapps erfunden. Progressive Web Apps werden mit HTML, CSS und Javascript entwickelt.

Welche Richtlinien gibt es, um Apps barrierefrei zu entwickeln
Es gibt Richtlinien von:

  • Google für Android und für progressiv Web Apps
  • Apple
  • Microsoft

Das Weltunternehmen Google hat die progressive Web Apps erfunden. Deswegen gibt Google auch Tipps zur barrierenfreien Entwicklung von Progressive Web Apps:

Eine App für Blinde barrierefrei machen
Damit blinde Menschen eine App bedienen können, muß die App screenreadertauglich sein. Ein Screenreader ist eine Software die den kompletten Bildschirminhalt vorliest. Der Screenreader von Windows heißt „Sprachausgabe“. Der Screenreader des Betriebssystems IOS heißt „Voice Over“. Der Screenreader des Google-Betriebssystems heißt „Talk Back“. Damit der Screenreader die Appoberfläche vorlesen kann, müssen die Bedienelemente Texte beinhalten, welche die Bedienelemente erklären. Ein Beispiel. Ein Eingabefeld in das der App-Anwender seinen Vornamen eingeben soll, bekommt den Beschreibungstext: „Bitte geben Sie Ihren Vornamen ein“. Dieser Beschreibungstext wird von der Screenreader-Software vorgelesen.

Wenn es in der App-Oberfläche Grafiken oder Bilder gibt, dann benötigen auch diese einen Beschreibungstext. Damit eine App von Screenreader-Nutzer bedient werden kann, benötigen alle Bedienelemente Beschreibungstexte.

Tastaturbedienbarkeit einer App sicherstellen
Dieser Punkt ist nur relevant für Apps die für das Betriebssystem Windows entwickelt werden. Alle anderen Apps werden auf einem Touchscreen mit dem Finger bedient.

Blinde Menschen können keine Computermaus bedienen. Um eine Computermaus bedienen zu können, ist es zwingend notwendig, dass der App-Anwender sehen kann wohin er den Mauszeiger bewegt. Deswegen ist es für blinde Menschen wichtig, dass eine Windows-App nur per Tastatur bedienbar ist. Das bedeutet folgendes:

  • Alle Bedienelemente sollten per Tabulatortaste erreichbar sein
  • Wichtige Appfunktionen sollten per Tastaturkürzel ausgeführt werden können

Wenn eine App Screenreadertauglich ist und per Tastaturbedienbar ist, dann ist diese App für blinde Menschen bedienbar.

Sorgen Sie für einen guten Farbkontrast bei Text
Für jeden Textsatz in Ihrer App wird empfohlen, dass der Farbkontrast – oder der Unterschied in der wahrgenommenen Helligkeit zwischen der Farbe des Textes und der Farbe des Hintergrunds hinter dem Text – über einem bestimmten Schwellenwert liegt. Der genaue Schwellenwert hängt von der Schriftgröße des Textes ab und davon, ob der Text fett gedruckt ist:

· Wenn der Text kleiner als 18pt ist oder wenn der Text fett und kleiner als 14pt ist, sollte das Farbkontrastverhältnis mindestens 4,5: 1 betragen.

· Für alle anderen Texte sollte das Farbkontrastverhältnis mindestens 3,0: 1 betragen.

Ein guter Farbkontrast sorgt dafür, dass Menschen mit Farbfehlsichtigkeit eine App bedienen können. Für das Betriebssystem Android gibt es die App „Accessibility Scanner“ mit der u.a. der Farbkontrast bei Android Apps getestet werden kann.

Für Windows-Apps gibt es die Software „Colour Contrast Analyser“ die kostenlos heruntergeladen werden kann. Mit ihr kann der Farbkontrast bei Windows-Apps überprüft werden.

Verwenden Sie große, einfache Bedienelemente
Die Benutzeroberfläche einer App ist einfacher zu verwenden, wenn sie Bedienelemente enthält, die leichter zu sehen und zu tippen sind. Das Weltunternehmen Google empfiehlt, dass jedes interaktive Bedienelement einen fokussierbaren Bereich oder eine Touch-Zielgröße von mindestens 48 dp x 48 dp hat. Größer ist noch besser. Große Bedienelemente sind wichtig, damit Nutzer mit motorischen Einschränkungen in den Händen die Apps bedienen können.

Zoomfähigkeit der App-Oberfläche
Für Menschen mit Sehbehinderung oder Menschen die aufgrund fortgeschrittenen Alters Probleme haben mit dem Lesen von kleinen Text ist es wichtig dass die App-Oberfläche zoomfähig ist. Das bedeutet, dass mit einer Fingergeste die App-Oberfläche vergrößert werden kann. Danach können Beschriftungen von Eingabefelder und Schalter besser gelesen werden.

Übernahme von Betriebssystemeinstellungen wie Größe der Schrift oder Farbschema
Menschen mit einer Sehbehinderung und Menschen im fortgeschrittenen Alter wählen im Betriebssystem(Windows, Android, IOS) eine große Systemschrift. Deswegen ist es für diese Personengruppe wichtig, dass Apps die große Systemschrift übernehmen können. Ein Beispiel. Alters bedingt benötige ich inzwischen eine Lesebrille. Jetzt kann ich in meinem Smartphone eine große Systemschrift einstellen. Wenn ich jetzt die Bundesliga-App starte, dann erwarte ich, dass die Bundesliga-App die große Systemschrift übernimmt, damit ich für die Bundesliga-App nicht die Lesebrille benötige.

Menschen mit einer Farbsehschwäche wählen im Betriebssystem einen hohen Kontrast und wünschen sich, dass Apps diesen hohen Kontrast übernehmen.

Schlussbemerkung
Mit diesen Tipps werden IOS-, Android-, Windows- und progressiv Web Apps barrierefrei und werden dadurch von mehr Menschen genutzt.

Autor: Markus Lemcke

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